Leben und Werk

Kunz wurde in Augsburg als Sohn des Schreiners Lorenz Kunz geboren. Das künstlerische Talent zeigte sich schon im Kindesalter. Seine reiche Phantasie wurde gefördert durch eine vorübergehende Blindheit im zweiten und dritten Lebensjahr. Fünf Jahre seiner Schulzeit von 1916 bis 1921 verbrachte er am Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg. Der Maler Gustav E. Schmidt aus Chemnitz gab ihm Unterricht und besuchte mit ihm die Münchner Kunstsammlungen. 1921 bewarb sich Kunz erfolglos an der Münchner Kunstakademie. Er bildete sich autodidaktisch weiter, ging als Externer zum Aktenzeichen in die Akademie und war Gast an der Kunstschule von Hans Hofmann in Schwabing. Kunz setzte sich mit der Moderne auseinander, vor allem mit Paul Cézanne und Kandinsky. Neben der Kunst ist seine Leidenschaft das Klettern in den nahen Alpen; er ließ sich sogar zum Bergführer ausbilden. Während seiner Münchner Jahre durchwanderte er dreimal Sizilien. Italien wird neben Spanien, Südfrankreich und natürlich auch Paris sein Leben lang das bevorzugte Reiseziel bleiben.

1927 ging er nach Berlin, wo er künstlerisch Tritt fasste. Die wenigen erhaltenen Reproduktionen seiner Arbeiten aus dieser Zeit weisen schon auf die Motive seiner späteren Bilder hin, in denen die Versatzstücke seiner Umwelt, der Großstadt, des Scheunenviertels mit seinen Ganoven und Dirnen, in dem er wohnt, die antiken Bruchstücke seiner Italienreisen und die Figuren der Commedia dell’arte ihren Auftritt haben und ihn bis ans Lebensende begleiten werden.

Hermann Sandkuhl, Maler und Organisator der „Juryfreien Kunstschau“ am Lehrter Bahnhof, holte ihn zu sich, um ihm bei der Organisation und dem Aufbau der Ausstellungen 1928 und 1929 behilflich zu sein. Das gab Kunz Einblick in das gesamte Spektrum der deutschen Moderne. Er selbst ist in beiden Ausstellungen mit mehreren Arbeiten vertreten. Die Titel der gezeigten Bilder sind u. a. „Harlekine“, „Masken mit Krug“, „Küchenstilleben“, „Portrait einer Dame“.

Erwin Hahs, Leiter der Malklasse an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale, holte Kunz 1930 zu sich als seinen Assistenten und Meisterschüler. Kunz wurde in den Schulbetrieb einbezogen und übernahm pädagogische Aufgaben. Er lernte die Historikerin Ilse Lack kennen, Assistentin des jüdischen Professors Friedrich Hertz an der Universität Halle. Sie heirateten im Herbst 1932. Im Februar 1933 wurden sie wegen „Judenbegünstigung“ zwei Monate von der Gestapo in Haft genommen: Sie hatten Hertz zur Flucht verholfen. Kunz wurde von der Kunstschule entlassen, von der Reichskulturkammer in Berlin als „entartet“ eingestuft und erhielt Malverbot.

Nationalsozialismus

In der inneren Emigration im Augsburger Elternhaus, in das sich das Ehepaar zurückzog und wo es die Holzhandlung des Vaters übernahm, malte er heimlich weiter große Tafelbilder auf Holz und Leinwand. Trotz der Abgeschlossenheit verlor er nie das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der internationalen Moderne. Mit großem Interesse besuchte er in München die Ausstellung „Entartete Kunst“. Es entstanden Bilder aus einer Synthese von Neuer Sachlichkeit, Art déco und surrealen Elementen, oft als eine Mischung von disparaten Gegenständen und Fragmenten in einer konstruktivistischen Ordnung. Kunz malte heitere Sujets, wie „Sommertag“ 1939, „Spaziergang“ 1941 oder die amüsante „Circe“ von 1942, dann aber auch „Deutschland Erwache“ und „Krieg“, beide 1942, eine Vorwegnahme des Grauens und der Zerstörung. Am Ende entstand das Bild „Im Keller“, auch „Augsburger Bombennacht“ genannt, gemalt im April 1945, den Schrecken der Menschen im Luftschutzbunker darstellend. In der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 ging das Elternhaus in Flammen auf. Nur 30 Gemälde und fünf Holzplastiken und Holzreliefs überstanden den Angriff. Wegen eines Herzleidens wurde Karl Kunz nicht an die Front geschickt, sondern im heimischen Sicherheitsdienst zum Sanitäter ausgebildet. In provisorisch instandgesetzten Räumen begann er sofort wieder zu malen.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg trat Kunz als ausgereifter Künstler auf. Deutlich sichtbar wurde dies in der Ausstellung „Extreme Malerei“ im Februar 1947. Er schloss sich der Münchner „Neuen Gruppe“ an und schloss Freundschaft mit Willi Baumeister und Franz Roh. Bis zu seiner Berufung an die neu gegründete Staatliche Schule für Kunst und Handwerk (Saarbrücken), 1947, nahm er an zehn Ausstellungen teil, u. a. an der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung 1946 in Dresden. Als Lehrer entwickelte er seinen eigenen Malstil mit kraftvollen Kompositionen in starken Farben, einen Stil, den er auch auf Wandbildern, u. a. für die Universität Homburg/Saar, verwirklichen konnte. Er leitete zwei Meisterklassen in Malerei und zwei Klassen für Grundlehre. Daraus entstand die Wanderausstellung „Junge Menschen lernen Malen, Lehrmethoden heutiger Bildgestaltung unter der Leitung von Karl Kunz“.

1949 überraschend von der Kunstschule entlassen, ging Kunz zurück nach Augsburg. Der Galerist Günther Franke zeigt in der Villa Stuck in München die erste Einzelausstellung von ihm, die vom „Frankfurter Kunstkabinett“ von Hanna Bekker vom Rath in Frankfurt am Main übernommen wurde. Im Juni 1951 erhielt Kunz den 1. Domnick-Preis (vor Fritz Winter und Ruprecht Geiger), gestiftet von dem Psychologen Ottomar Domnick in Stuttgart. 1953 ehrte ihn die Heimatstadt Augsburg mit einer großen Retrospektive im Schaezlerpalais. Die Stadt kaufte sechs Gemälde.

Werke in Museen und Sammlungen

Werke des Künstlers befinden sich in der Neuen Nationalgalerie (Berlin); dem Museum Folkwang (Essen); dem Von der Heydt-Museum (Wuppertal); der Bayrischen Staatsgemäldesammlung (München); der Domnick-Stiftung (Nürtingen); in den Museen und Kunstsammlungen (Augsburg); im Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft (Freiburg im Breisgau); in der Sammlung der Deutschen Bank und dem Städel Museum (Frankfurt am Main); im Wilhelm-Hack-Museum (Ludwigshafen); im Oberhessischen Museum (Gießen); in den Sammlungen Kurt Deschler (Ulm) und Mike Niederauer (Heidelberg); im Saarland-Museum und der Sammlung Weber (Saarbrücken); im Hessischen Landesmuseum (Kassel und Darmstadt); den Städtischen Kunstsammlungen (Darmstadt); in der Pfalzgalerie (Kaiserslautern); im Museum Stiftung Moritzburg und dem Kunstforum in (Halle/ Saale); dem Museum der bildenden Künste (Leipzig); dem Museum der Moderne, MdM (Salzburg) und dem Germanischen Nationalmuseum (Nürnberg).